"DAS LAGER" ("IN TRANZIT")

Carlito Brigante
2010
digitalvd.de

... "Das Lager" bzw. "In Tranzit" (Originaltitel, UK, Russland, 2006) ist einer jener Filme, die sich mit dem Vermerk schmücken: "Beruht auf wahren Begebenheiten." Doch was nach all den Dramatisierungen und Fiktionalisierungen davon übrig geblieben ist, lässt sich schwerlich sagen.

So wie der Film daherkommt, fehlt ihm eine große Portion Glaubwürdigkeit, denn gegen jede historische Wahrscheinlichkeit lassen sich Leningrader Witwen mit deutschen Soldaten ein, die zuvor noch ihre Männer und Söhne erschossen haben und die Stadt belagert haben, in der Tausende umkamen. Und da es auch kein Bonusmaterial gibt, in dem man sich davon überzeugen könnte, was und was nicht korrekt ist, bleibt der unangenehme Zweifel. Es scheint, als ob man doch lieber auf eine überdramatisierte und fiktionalisierte Handlung setzte, dessen Ende stark konstruiert wurde.

Regisseur Tom Roberts, vorher eher auf Dokumentarfilme abonniert, setzt auch hier auf einen semi-dokumentarischen Ansatz mit entsprechendem Look. Dabei wurde der Film leider ein wenig zu distanziert, was zu Schwierigkeiten mit der Identifizierung führt. Der Film bleibt nämlich letztendlich kalt und es entsteht keine Empathie für irgendjemanden. Dadurch wird er nicht so dramatisch und gefühlvoll, wie es die Geschichte eigentlich verlangt. Auch die Spannung leidet, da der Film zu viel will. Es gibt diverse Nebenhandlungen und Figuren, doch nie konzentrieren sich der Film und seine Handlung auf einen Schwerpunkt, dem man uneingeschränkt folgt. Es gibt aber darüber hinaus mindestens einen logischen Schwachpunkt in der ganzen Grundstory und das ist die Sache mit den Blutgruppen-Tattoos der SS-Mitglieder, ein Fakt, der dem NKWD wohlweislich bekannt war. Wenn man dem historisch akkurat folgte, würde ein Großteil der Story in sich zusammenfallen.

Handwerklich ist der Rest durchaus gut anzusehen: Die Bildgestaltung oder das Setdesign, aber es ist schade um die guten und namhaften Schauspieler, die zwar wie immer nett anzusehen sind, aber unterfordert bleiben. Vera Farmiga und John Malkovich sind regelrecht verschwendet und auch die beiden deutschen Darsteller Thomas Kretschmann und Daniel Brühl sind glatt verschenkt.

"Das Lager" bietet eigentlich eine spannende und interessante Story, der man sich mit Ambitionen genähert hat, doch bei der man an der allzu konventionellen Umsetzung gescheitert ist. Dabei kam nur ein mittelmäßiges Ergebnis heraus, was den Film letztendlich belanglos und schnell vergessen macht.